Marktforschung Compact
1. Was & Wie gut? (Die Basics)
Definition
Systematisches Sammeln, Aufbereiten, Analysieren und Interpretieren von Daten über Märkte und Marktbeeinflussungsmöglichkeiten zur Risikominimierung bei Entscheidungen.
Die 3 Gütekriterien
Ergebnis ist unabhängig vom Interviewer.
Wiederholung unter gleichen Bedingungen = gleiches Ergebnis.
Es wird gemessen, was gemessen werden soll (Das "Wahre").
2. Studienarten & Schweizer Kosten
Die 2 Hauptarten von Studien
Ad-hoc-Studie
Einmalig, massgeschneidert für ein spezifisches Problem.
("Die Momentaufnahme")
Tracking-Studie
Wiederholt, gleiches Design, misst Veränderungen über die Zeit.
("Der Film")
Was kostet Marktforschung? (Richtwerte CH)
| Methode (n=500) | Preis ca. |
|---|---|
| Online Befragung (B2C) | CHF 17'000 |
| Telefon Befragung (B2C) | CHF 35'000 |
| Fokusgruppen (4x8 Pers.) | CHF 30'000 |
| Online B2B (n=200) | CHF 12'000 |
3. Grundgesamtheit & Auswahl
Wer wird befragt?
Schritt 1: Der Grundsatzentscheid
A. Vollerhebung
Alle Elemente der Grundgesamtheit werden untersucht.
B. Stichprobe (Teilerhebung)
Nur eine Teilmenge wird untersucht (Sample).
Alle relevanten Personen
(z.B. "Alle Schweizer")
Strukturgleiches
Abbild
Repräsentativität
Die Stichprobe muss ein verkleinertes Spiegelbild der Grundgesamtheit sein. Nur dann gelten die Ergebnisse für alle.
Wie auswählen? Verfahren
Random (Zufall)
"Lotto-Prinzip". Jedes Element hat exakt die gleiche Chance.
Quota (Bewusst)
Stichprobe wird nach Strukturvorgaben "nachgebaut" (Modellierung).
- Alter
- Geschlecht
- Region (z.B. D-CH)
- Bildung / Einkommen
- Branche (NOGA)
- Firmengrösse (MA)
- Funktion Kontakt
- Region
Wie viele? Grössen (n)
Keine Statistik möglich. Nur für Verständnis & Exploration.
Hoher Stichprobenfehler. Vorsicht bei Interpretationen.
Standard für "Ganze Schweiz". Kleiner Fehler (+/- 3%).
4. Sekundärforschung ("Desk Research")
Schritt 1 Nutzung bereits vorhandener Daten. Kostengünstig & schnell.
Interne Quellen
- Absatzstatistiken / Umsatzzahlen
- Kundenkartei / CRM-Daten
- Rapporte des Aussendienstes
- Frühere Studien
- Rechnungswesen / Kostenrechnung
Externe Quellen
- Ämter (BFS, SECO)
- Verbände (Branchenzahlen)
- Wissenschaftliche Institute
- Banken / Geschäftsberichte der Konkurrenz
- Social Media / Internet (Bewertungen)
5. Primärforschung ("Field Research")
Erhebung neuer Daten
Persönlich, Telefon, Schriftlich, Online
Manuell / Apparativ (Eye-Tracking)
Pretest / Posttest
Spezielle Instrumente (Kurz erklärt)
6. Fragetechniken & Fragearten
Grundformen
-
Offene Fragen
Keine Vorgaben. Befragter formuliert frei. ("Was halten Sie von...?")
-> Qualitativ, explorativ. -
Geschlossene Fragen
Antwortmöglichkeiten vorgegeben (Ja/Nein, Skalen, Auswahl).
-> Quantitativ, schnell auswertbar. -
Skalenfragen (Skaliert)
Messen die Intensität einer Meinung oder Einstellung.
- Likert-Skala: Zustimmung (Stimme voll zu ... Stimme gar nicht zu).
- Semantisches Differential: Polaritätsprofil zwischen Adjektiven (Modern <--> Altmodisch).
Spezielle Techniken
- Direkte Fragen Zielen direkt auf den Sachverhalt. ("Wie alt sind Sie?")
-
Indirekte Fragen
Über Umwege, z.B. bei heiklen Themen oder Image. ("Was würde Ihr Nachbar denken?")
-> Projektive Verfahren. - Gestützte vs. Ungestützte Fragen Bekanntheit mit Hilfestellung (Liste vorlegen) vs. spontane Nennung ("Welche Marken kennen Sie?").
7. Qualitativ vs. Quantitativ
| Kriterium | Qualitativ | Quantitativ |
|---|---|---|
| Fragestellung | Warum? (Verstehen, Motive) | Wie viel? (Messen, Zahlen) |
| Stichprobe (n) | Klein (n = 10-50) Psychologisch repräsentativ |
Gross (n > 100) Statistisch repräsentativ |
| Instrument | Gesprächsleitfaden (offen) | Fragebogen (geschlossen) |
| Typische Methoden | Fokusgruppen, Tiefeninterviews | Online-Umfrage, Telefoninterview |
8. Marktanalyse & Kennzahlen
Der Marktkennzahlen-Trichter
Marktsegmentierung
Aufteilung des Marktes in homogene Gruppen.
- Geografisch: Land, Region
- Soziodemografisch: Alter, Geschlecht, Einkommen
- Psychografisch: Werte, Lifestyle
- Verhalten: Preisbewusst, Markentreue
Persona
Ein konkreter, fiktiver Repräsentant einer Zielgruppe ("Gesicht geben").
9. Prozess & Auswertung
Achtung: Signifikanz
Ein Unterschied (z.B. 40% vs 42%) ist nur dann signifikant, wenn er nicht zufällig ist. Dies hängt von der Stichprobengrösse ab (Stichprobenfehler). Überlappen sich die Fehlerbereiche, ist der Unterschied wertlos.
Ablauf einer Studie
Definition
Problem, Ziel, Briefing
Design
Methode, Stichprobe, Instrument
Datenerhebung
Feldarbeit (Interview, Online)
Analyse
Codierung, Statistik, Auswertung
Doku
Bericht, Präsentation
Umsetzung
Entscheidungen treffen!
